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Der Wiener Alfred Polgar war ein Meister treffsicherer Pointen in zahlreichen literarischen Skizzen, Lustspielen und Feuilletons. In geistreichen, prägnant und unprätentiös formulierten Theaterkritiken, zu deren Bewunderern u.a. Musil, Walter Benjamin, Tucholsky und Joseph Roth zählten, stellte er als gesellschaftskritischer Moralist in oft ironischer Distanz die bürgerliche Moral in Frage. Als Satiriker, Zeitkritiker und Skeptizist gilt er - geprägt von Peter Altenberg, dessen Nachlaß er übrigens 1925 herausgab - als Meister der Kleinprosa. Seine Erzählungen spielen in der erotisch aufgeladenen Atmosphäre des Wiener Kaffeehauses, dem Treffpunkt der Boheme. Mit Egon Fridell verfasste Polgar auch dramatische Szenen für das Wiener Kabarett „Fledermaus“. Ab Mitte der 20er Jahre war er Theaterkritiker für die Zeitschriften „Weltbühne“ und „Tagebuch“ in Berlin. 1938 emigrierte er über die Schweiz und Frankreich in die USA, kehrte aber 1945 nach Europa zurück. Er starb 1955 in Zürich. Alfred Polgar gilt heute neben Anton Kuh und Felix Salten als einer der maßgeblichen Wiener Feuilletonisten im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts. Nicht zuletzt sein Wirken verschaffte der von der Literaturkritik oft verachteten „kleinen Form“ die Anerkennung. Der niederösterreichische Rezitator Franz Haslinger erinnert in seiner literarischen Collage an den Autor.