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"Und wir Frauen sitzen und sitzen von unserem siebzehnten Jahr ab und warten und warten, hoffen und harren in müßigem Brüten von einem Tag zum anderen, ob denn der Mann noch nicht kommt, der uns genug liebt, um sich unserer Hilflosigkeit zu Erbarmen“ – dieser Ausspruch stammt von Fanny Lewald-Stahr (1811-89) – Literatin und Frauenrechtlerin, die zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Berlin mit ihrem Mann Adolf Stahr einen literarischen Salon begründete, der zu einem Zentrum des geistigen Lebens der Stadt wurde. Wie viele ihrer Zeitgenossinnen stand die gebürtige Königsbergerin unter dem ein ganzes Zeitalter prägenden Einfluss George Sands. Ausgedehnte Reisen nach Frankreich, Spanien und Italien weiteten ihren Blick und ihre Reisebeschreibungen über diese Länder sind auch heute noch spannend und lehrreich. In Italien lernte sie Garibaldi kennen, und diese Begegnung wurde entscheidend für ihre Entwicklung. Fanny Lewald, robust und praktisch, war eine der prominentesten Vorkämpferinnen für die Gleichberechtigung der Frau. Nach ihren eigenen, schmerzlichen Erlebnissen bei der Trennung ihres Mannes von seiner Familie trat sie für das Recht auf Ehescheidung ein, "wenn die Liebe die Partner nicht mehr miteinander verband". In der Themenauswahl ihrer Bücher und Erzählungen blieb sie der Zeit vor 1848 verhaftet. Das war die Welt in deren sozialen und gesellschaftlichen Problemen sie sich auskannte. Sie bestach durch ihre scharfe Beobachtung der Zeitverhältnisse und ihre für die damalige Zeit außerordentliche Anteilnahme an politischen Tagesfragen. Ihr analytischer Verstand ließ sie zu einer der hervorragendsten Schriftstellerinnen auf dem Gebiet des Frauenromans im 19. Jahrhunderts werden. In ihren Erzählungen über Heinrich Heine - ihre Besuche des todkranken Dichters in seiner Pariser Matratzengruft - spürt man ihre hohe und untrügliche Menschenkenntnis sowie ihr phänomenales Gedächtnis. Eine literarische Collage um Fanny Lewald-Stahr zeichnet die Schauspielerin Margrit Straßburger, die schon in vielen Rollen in Lüneburg zu erleben war. Sie ist Absolventin der Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“. Von 1980–1988 folgte ein Engagement an der Berliner Volksbühne. Für die weibliche Hauptrolle in dem Schauspiel „Berlin Alexanderplatz“ nach Alfred Döblin (Uraufführung) erhielt sie 1982 den Kritikerpreis.