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So. 07.03.10
18.00 Uhr
Veranstaltungsort
Galerie

K.W. Stegers

Planquadrat (Malerei)

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Vernissage: Sonntag, 7. März, 18 Uhr
Finissage: So. 28. März, 15.30 Uhr

Einführungsrede
Karl Wilhelm Stegers – „PlanQuadrat“
Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Nachdem bereits im vergangenen Jahr das Thema „Raum im Bild“ den Ausstellungszyklus 2009 begleitete, freuen wir uns, dieses Konzept erneut aufzugreifen zu können, aber in einer gänzlich neuen künstlerischen Herangehensweise.

Herr Stegers lebt als freischaffender Maler und Fotokünstler in Lünen. Er studierte visuelle Kommunikation und Fotografie, bevor er 1973 im Fach Bildjournalismus seinen Abschluss als Foto-Designer machte, und arbeitete fortan als Journalist und freiberuflicher Lehrbeauftragter für fotografische Technik u. a. an der Fachhochschule Dortmund. Das Medium Foto entwickelte sich also zu einem ständigen Begleiter bei seiner Arbeit und legte damit den Grundstein für Stegers künstlerische Entwicklung. Seit Beginn der 80er Jahre widmete er sich in fotodokumentarischen Schwarz-Weiß-Arbeiten dem Raum Lünen und Umgebung. Besonders interessierte ihn dabei die Beziehung von Industrie, Stadt und Landschaft, die Veränderung des Stadt- und Landschaftsbildes durch den Rückzug der Kohleindustrie sowie die Hinterlassenschaften des Bergbaus, die teilweise bis zum heutigen Tag das Landschaftsbild im Ruhrgebiet prägen.

Nun ist die Dokumentation von Industriebauten in Schwarz-Weiß-Fotografien gerade im deutschen Kunstraum kein absolutes Novum. Das bekannte Künstlerpaar Bernd und Hilla Becher widmete sich bereits seit den 60er Jahren der fotografischen Dokumentation industrieller Landschaften. Weltweit bekannt sind ihre Serien von Hochöfen, Förder- und Wassertürmen, die wie schwarze Riesen in den grauen Himmel ragen. Doch während das Ehepaar Becher ursprünglich von der Malerei aus zur Fotografie kam, verläuft Karl Wilhelm Stegers‘ künstlerischer Werdegang in genau entgegengesetzter Richtung – nämlich von der Fotografie zur Malerei.

Schon in der Fotografie beweget sich Stegers im Raum – im industriellen Raum, im landschaftlichen Raum, er erwandert sogar den Raum, z. B. um den Mont Blanc. Seit 2001 verbindet Stegers nun beide Kunstformen der Fotografie und der Malerei. Die Fotografien der industriellen und landschaftlichen Räume sind nicht länger Ergebnis, sondern Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit einem Motiv. Die fotografischen Bildelemente werden in ihrer Farbensprache systematisch sortiert, verdichtet und schließlich in eine bildliche Ordnung übersetzt. Die Reduktion erfolgt dabei auf zwei Ebenen: der der Form und der der Farbe. Der Strukturwandel, den Stegers zuvor in seinen Fotografien dokumentiert hat, wird somit auch zum zentralen Merkmal seiner Malerei. Er analysiert also in der Architektur Formen, Farben und besondere Charakteristika, abstrahiert und verdichtet die gewonnenen Erkenntnisse, um sie dann in einfachen geometrischen Formen und in authentischen Farben neu zu konstruieren und zwar wie wir es hier in seinen Arbeiten sehen.

Die so entstandenen Kompositionen Stegers erinnern auf Anhieb an das Bauhaus und die „konkrete Kunst“, die sich durch ihr wissenschaftliches Denken und Analysieren, ihre Konzentration auf Form und Farbe und die damit verbundene Erforschung der Farbigkeit deutlich vom Konstruktivismus und der abstrakten Malerei unterscheidet. Stegers fühlt sich zwar der konkreten Malerei verwandt, doch seine Arbeiten sind ungleich farbiger als andere Werke dieser Stilrichtung. Tatsächlich ist es bei Stegers der reine Farbeindruck, der verinnerlicht wird und in seiner Malerei Ausdruck findet. Auf diese Weise hält er seine Erinnerungen fest, wie er sagt, – eindrucksvoller und persönlicher als jedes Foto es könnte. Dabei kann es zu überraschenden Ergebnissen kommen, wenn er beispielsweise in seinen Interpretationen der Zeche Zollverein mit verhältnismäßig großen, grünen Flächen aufwartet, die dem eher kleinen Rasenstück am Eingangstor der Zeche entsprechen.

Die konkreten Strukturelemente, die bereits 2004 in den Asphaltlandschaften sichtbar und in den Industrie-, Fluss- und Gebirgslandschaften weiterentwickelt wurden, finden sich nun auch in Stegers jüngsten Werken wieder. Unter dem Titel „Lichteinfall“ arbeitet Stegers nicht mehr nur mit räumlichen und farblichen Strukturen, sondern bezieht nun das Licht mit ein und zeigt seine ganz eigene Art der Lichtkunst, in der er das Wechselspiel von Licht und Schatten in geometrischen Formen sichtbar macht.

Wie die Werke der konkreten Kunst vermitteln auch Stegers Arbeiten durch ihre stringente Beschränkung in Form und Farbe eine zeitlose Ästhetik und wie in der konkreten Kunst sind auch Stegers Arbeiten nur Zwischenstationen, die in ihrer reduzierten Form von der individuellen Wahrnehmung und Imaginationskraft des Betrachters abhängig sind, um erst durch unsere Interpretation zu einem fertigen Kunstwerk zu werden.

Deshalb, meine Damen und Herren, nehmen Sie sich die Zeit, lassen Sie sich auf das ein, was die Ausstellung „PlanQuadrat“ für Sie bereit hält und lassen Sie sich von einem Meer von Bildern, versteckt hinter wenigen Farben und einfachen Formen, berauschen.

Mareike Neuser
Leuphana Universität Lüneburg

 

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